Sentementol - Das Testolment
Ein Review von Patrick Fiedler (aka The Quick Nick)
 
"Gugli di gu, gugli di gu, Blut ist im Schuh" - wenn einen diese lyrische Aussage aus dem Vorwort (welches aus irgendwelchen Gründen, genau wie das Nachwort, in die Mitte des Begleitheftes gedruckt wurde) bereits verwirrt/schockiert, dann hat man sich die eigentliche CD vermutlich noch gar nicht angehört. "Das Testolment" ist allerdings äusserst hörenswert, wie man bald feststellen wird...
 
Alfons Bauer und Michael Bezold (die Eltern von "Sentementol") sind mittlerweile Meister ihres sehr eigenen Fachs, und setzen bei diesem Album auf eine ungewöhnlich-frische Mischung aus geistreichem Schwachsinn, konfuser Mundart und einer Prise "Die depressiven Metzger". Letztere könnte man vielleicht sogar als Ausgeburt des Testolments handhaben, denn bei der Arbeit an der Scheibe entstand die Idee zu diesem Projekt.
Beginnen wir unsere musikalische Expedition nun mit einem Blick auf die Tracklist. Wie bereits gesagt - neben den traurig-sentimentalen und den kritisch-monumentalen Stücken platzt das Werk nahezu vor extravaganten Titeln, die da z.B. "Tu mir nicht weh", "Anna mit dem Damenbart" (Anna bekommt ganz allgemein in so manchen Songs recht oft ihr Fett weg) oder "Beutelgott" lauten. Dennoch sollte man gerade diesen für "Sentementol" typischen Songs ebenfalls die werte Aufmerksamkeit schenken. Alfons kranke Texte kommen nicht von ungefähr, und so ist an jeder der "gesungenen" (Alfons Stimme kommt nämlich auch nicht von ungefähr) Geschichten ein kleines bisschen Wahrheit dran. Aber die interessiert doch eh keinen, oder? Also darf ruhig drüber gelacht werden, wenn Max der Hedwig die Beine absägt, bloß, weil diese ihm ihr Haus nicht überlassen will. Falls einem solche Sachen jedoch übel aufstossen, hat man immer noch die Möglichkeit, auf die tatsächlich ernst gemeinten Lieder zurück zu kommen. Diese wären da unter anderem "Tote Tage", "Wände" oder "Trist". Hier werden, teilweise gar richtig einfühlsam, emotionalere Themen wie Missverständisse und Einsamkeit behandelt. Das können "Sentementol" nämlich auch ganz gut!
 
Wenn wir schon bei tiefgreifenden Emotionen sind...Michael Bezold, seines Zeichens verantwortlich für die musikalische Untermalung, scheint bei dem erstellen der einzelnen Musikstücke ziemlich viele dieser Emotionen gehabt zu haben. Erscheinen einem manche Texte des Albums teilweise etwas lieblos dahin geklatscht - siehe "Der fröhliche Holzwurm" und "Spinnee!", welche wohl sicherlich irgendwo auch irgendwas interessantes an sich haben - so wurde dafür in jedes Instrumental ordentlich Herzblut hinein gepumpt! Ob er jetzt geschickt arrangiert oder einfach nur gut tanzbar daher kommt...über den Klang kann niemand meckern, der sich annähernd für den Dancefloor der 90er Jahre erwärmen kann. Und solche Leute soll's ja geben.
 
Kurz und schmerzlos: "Das Testolment" ist eine sehr umfangreiche Schöpfung (22 Tracks und über 70 Minuten Spielzeit), die noch dazu ziemlich abwechslungsreich genannt werden kann. Der Mensch, der humorvolles Entertainment sucht, der ist hier genau so gut beraten wie der jenige, der lieber tiefer in lyrische Welten abtaucht. Wer braucht jetzt noch das Testament?
 
Für Fans von:
Die depressiven Metzger
J.B.O.
E-Rotic (...oder sonstige Dance-Music)
 
+ Gelungene und abwechslungsreiche Mischung aus Trash und ernsthaften Stücken
+ Qualitative, äusserst tanzbare Musik
 - Qualität der Texte wird nicht immer beibehalten
 - Zu viel Material für ein einziges Album (Anm. des Produzenten: Da hat er recht!!!...^^...)